"Den hohen Stellenwert des Rads in Vorarlberg wollen wir nutzen."

Verena Seethaler-Steidl ist seit 5 Jahren Smart Mobility-Projektleiterin beim Verkehrsverbund Vorarlberg und kümmert sich mit ihrem kleinen Team um den Ausbau und die Weiterentwicklung der klimafreundlichen Mobilitätsangebote mit Fahrrad und Carsharing.

Smart Mobility-Projektleiterin Verena Seethaler-Steidl, Bild: (c) Stefan Kothner

Mit den VMOBIL Radboxen hat sie in Vorarlberg bereits ein großes Projekt erfolgreich umgesetzt und sie ist auch deshalb eine vielgefragte Smart Mobility-Expertin. Im Rahmen des österreichischen Radgipfels 2023 in Hohenems nimmt sie an Diskussionen teil und zeigt den Teilnehmer:innen bei einem Lokalaugenscheins vor Ort, wie einfach das Fahrrad in Vorarlberg mit Zug und Bus kombiniert werden kann. 

In unserem Kurzinterview spricht sie über den besonderen Stellenwert des Fahrrads in Vorarlberg und welchen Einfluss dieser auf die Smart Mobility Planungen hat. 

  • Der österreichische Radgipfel findet heuer in Hohenems statt. Worauf kann Vorarlberg deiner Meinung nach im Vergleich mit den anderen Bundesländern besonders stolz sein, wenn es ums Thema Fahrrad geht?

    Vorarlberg ist ein kleines Bundesland, aber – wie Köhlmeier und Bilgeri schon sangen - „oho“ was den Angebotsausbau im Bereich der klimafreundlichen Mobilität betrifft. Wir haben einen sehr starken Öffentlichen Verkehr und große Vorteile in Kombination mit dem Rad. Denn 50 Prozent aller Vorarlbergerinnen und Vorarlberger können mit dem Rad in 10 Minuten eine Bahnhaltestelle erreichen. Deshalb bauen wir die Bahnhöfe auch zu Mobilitätsdrehscheiben aus, mit modernen und sicheren Abstellplätzen fürs Rad. Und mit den neuen S-Bahn-Zügen und dem extragroßen Radabteil wird die Fahrradmitnahme noch weiter verbessert.

  • Wenn es um die Wahl des Verkehrsmittels geht, hat Vorarlberg mit rund 16 Prozent den mit Abstand höchsten Fahrradanteil in ganz Österreich. Was bedeutet das für die Smart Mobility Planungen des Verkehrsverbund Vorarlberg?

    Die hohe Fahrradnutzung in Vorarlberg sehen wir als große Stärke, die wir natürlich nutzen wollen. Das hat dementsprechend auch Einfluss auf die Planungen. Jede Mobilitätsform hat ihre unterschiedlichen Stärken und auch Schwächen: Das Rad ist sehr flexibel einsetzbar und rasch startklar, jedoch in der Distanz begrenzt. Bus und Bahn können hier punkten. Sie sind aber wiederum an Fahrpläne, Linien und Intervalle gebunden. Deshalb legen wir so viel Wert auf ein gut abgestimmtes und kombinierbares Angebot. 

  • Erst kürzlich wurde mit dem VMOBIL Lab Leihrad in Lustenau ein neues Pilotprojekt gestartet. Was hat es damit auf sich?

    Leihrad-Systeme sind jetzt nicht die große Weltneuheit. Da gibt es aber auch nicht ein Erfolgsmodell, das man über jede Region und Stadt darüberstülpt und es funktioniert einfach. Man muss sich da immer die Details anschauen. Wir wissen beispielsweise, dass Besucher einer Gemeinde, wenn sie mit Bahn anreisen, zu 70 Prozent ohne eigenes Rad unterwegs sind. Da sehen wir Potenzial. Mit dem VMOBIL Lab und der Marktgemeinde Lustenau haben wir einen Partner, der genauso wie wir im echten Alltagsbetrieb herausfinden will, wie dieses Leihradservice aussehen kann und wie es angenommen wird.

  • Was ist überhaupt ein VMOBIL Lab?

    Mit dem „VMOBIL Lab“ haben wir ein Instrument geschaffen, um möglichst unkompliziert und in kleinem Rahmen ein in Vorarlberg noch fehlendes Produkt auszuprobieren können. Und das immer im echten Leben, mit allen Gegebenheiten und Bedürfnissen. So können wir herausfinden, wie das Angebot tatsächlich aussehen könnte und ob es überhaupt benötigt wird. Auch um das nochmal auf das Leihrad zurückzuführen: es gibt auf der ganzen Welt diverse Systeme, auch mit der engen Verknüpfung zum Öffentlichen Verkehr, wie am Bahnhof Lustenau. Aber wir wissen trotz der vorgelagerten Grundlagenarbeit und Studien nicht zu 100 Prozent, wie der Bedarf in Vorarlberg tatsächlich aussieht. 

  • Welche Labs gibt es noch und kommen da noch mehr dazu?

    Es gibt aktuell noch weitere Labs, wie z.B. mobile, überdachte Abstellmöglichkeiten für das Rad inkl. Lademöglichkeit für E-Bikes, die wir im Bregenzerwald mit unseren Partnern Energieregion Vorderwald und dem Vorarlberger Energieinstitut ausprobieren. Es gibt immer etwas zu erforschen. 😉 

Vielen Dank für das Interview!

Smart Mobility-Projektleiterin Verena Seethaler-Steidl, Bild: (c) Stefan Kothner