Vertreter des Öffentlichen Verkehrs in Vorarlberg begrüßen den Vorstoß von LStH Schöbi-Fink.
„Mit zeitlich flexibleren Schulbeginnzeiten könnten die zur Verfügung stehenden Busse und Bahnen besser genutzt werden und die morgendlichen Spitzen geglättet werden“, unterstützen Mobilitätslandesrat Johannes Rauch, Markus Bacher, Delegierter im Landbus Unterland, ÖBB Regionalmanager Vorarlberg Marcus Ender und Verkehrsverbund Vorarlberg (VVV) Geschäftsführer Christian Hillbrand den Vorstoß von Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink, nach Ablauf des Lockdowns einen gestaffelten Unterrichtsbeginn einzuführen.
Derzeit seien am Morgen bereits alle einsatzfähigen Fahrzeuge unterwegs. Die Situation von zu vollen Bussen und Bahnen während der Corona-Pandemie könnte gerade am Morgen mit der Staffelung der Unterrichtszeiten deutlich entzerrt werden. "Obwohl am Morgen in Vorarlberg alles rollt, was Räder hat, ist das Einhalten des Meterabstandes nicht immer möglich. Das zeigt auch eine Vielzahl von Beschwerden von Fahrgästen, SchülerInnen, Eltern und Schulen über volle Busse und Züge“, gibt Landesrat Johannes Rauch zu bedenken.
Vorschläge zur Entzerrung des Frühverkehrs
Um den Mindestabstand zwischen den Fahrgästen einhalten zu können, wäre während der Frühspitze ungefähr die doppelte Anzahl an Fahrzeugen (ca. 300 Linienbusse und rund 20 Schienenfahrzeuge) sowie mehr Personal notwendig. Erste Vorschläge, wie die Situation trotzdem entschärft werden könnte, hat der Verkehrsverbund Vorarlberg bereits im Frühjahr während des ersten Lockdowns erarbeitet. So lautete die Empfehlung, die Oberstufen-SchülerInnen, die mehr als die Hälfte der 35.000 InhaberInnen eines SchülerInnenfreifahrtausweises ausmachen, auf andere Fahrtzeiten zu verlegen, um die Frühspitze deutlich zu entspannen.
Mit einem Schulbeginn zwischen 08:45 Uhr bis 09:15 Uhr wären rund 20.000 Oberstufen-SchülerInnen erst ab ca. 07:30 Uhr mit einer Spitze zwischen 08:00 Uhr und 09:00 Uhr im öffentlichen Verkehr unterwegs. In einem Zeitraum also, in dem der PendlerInnenverkehr schon deutlich nachgelassen hat. Die Folge wäre viel mehr Platz für alle Fahrgäste im morgendlichen Spitzenverkehr. Im Frühjahr konnte eine derart große Veränderung trotz vieler Gesprächsrunden mit politischen VertreterInnen, der Landesbildungsdirektion und den Schulen nicht erreicht werden.
„Mehr Platz in Bus und Bahn auch nach Corona“
In den vergangenen Jahren wurden immer mehr Busse und Züge zur Spitzenabdeckung eingeführt, die nur für einen kurzen Zeitraum am Morgen gebraucht werden. Dabei war der Aufwand bereits vor Corona beträchtlich: Alleine im Landbus Unterland werden 25 Busse plus 13 Busse seit diesem Herbst eingesetzt, um die Zeit von 06:00h bis 08:00h abzudecken, die anschließend den ganzen Tag nur noch in Ausnahmefällen benötigt werden. „Das verursacht hohe Kosten auch für die Gemeinden, die eigentlich eingespart werden könnten“, erklärt Markus Bacher, der die Agenden seiner Heimatgemeinde Höchst im Landbus Unterland vertritt. „Wir gehen aber davon aus, dass es auch nach der Corona-Pandemie für die Fahrgäste wichtig ist, mehr Platz in Bus und Bahn zu haben“, erläutert Christian Hillbrand.
Um die Situation etwas zu verbessern, wurde mit Beginn des Schuljahres im Herbst zusätzliches Rollmaterial auf die Schiene gebracht. „Wir haben 1.200 zusätzliche Sitzplätze zur Verfügung gestellt und damit unsere Kapazitätsgrenze erreicht“, erläutert Marcus Ender, Regionalmanager ÖBB Vorarlberg. Zudem wurden stillliegende Reisebusse angemietet (+1.200 Sitzplätze). Der Zusatzaufwand dafür belaufe sich alleine für die knapp drei Monate bis Ende 2020 auf eine hohe sechsstellige Summe. „Und trotzdem kann nur die ‚Spitze des Eisberges‘ genommen werden. Einzige Möglichkeit, die Situation grundlegend zu verbessern, ist eine Entzerrung der Schulzeiten am Morgen“, so der VVV-Geschäftsführer und der ÖBB-Regionalmanager.
„Nur die Staffelung der Schulbeginnzeiten hätte das Potenzial, die Frühspitze im öffentlichen Verkehr um rund 20.000 Personen zu entlasten, womit jeder Fahrgast – ob jung oder alt – mehr als genug Platz hätte. Damit ergebe sich ein mehrfacher Nutzen: Nicht nur ein äußerst wirksamer Beitrag zum Infektionsschutz, dem Sicherheitsempfinden und Komfort der ÖV-NutzerInnen, sondern auch finanziell, indem teure Spitzenressourcen nur mehr sehr gezielt eingesetzt werden müssten“, fassen die Vertreter des öffentlichen Verkehrs zusammen. „Wir, die VertreterInnen der ÖPNV-Gemeindeverbände, des VVV sowie von Bus- und Bahnunternehmen in Vorarlberg stehen bereit, um diesen von der Landesstatthalterin vorgeschlagenen Kurs zu unterstützen!“